Im Alkyon Verlag ist der erste Gedichtband des Ulmer Lyrikers Jörg Neugebauer erschienen. "Über den Zeppelinen" bietet neue Sichtweisen auf lange Bekanntes.
ANGELA HÄUSLER
"Über den Zeppelinen" hat der Ulmer Lyriker Jörg Neugebauer seine Gedichtsammlung genannt. Sie enthält 51 Texte, die größtenteils im Jahr 2000 entstanden sind. Zeppeline faszinieren den 1949 in Braunschweig geborenen Autor, weil sie zwar schweben, gleichzeitig aber "handfeste" Eigenschaften besitzen.
Analog dazu thematisieren auch Neugebauers Gedichte einerseits Erinnerungen, Momentaufnahmen aus dem Alltag und Gefühle, andererseits bieten sie ungewöhnliche Sichtweisen auf mythologische Gestalten. Da wäre zum Beispiel das "Bildnis Achills als zerschnittene Gurke" oder die "Nachtseite des Apoll". In die Rolle mythologischer Figuren zu schlüpfen, helfe ihm, bestimmte Dinge zu formulieren, erklärt Neugebauer.
Formal orientiert er sich an der klassischen Moderne, nennt als Vorbild – wenn überhaupt jemanden – den Amerikaner Carlos Williams. Auf der ersten Seite des kleinen Bändchens hat Neugebauer Friedrich Hölderlin und Bob Dylan zitiert, seine Leitsterne, wie er sagt.
Seine Neigung zum Schreiben entdeckte Jörg Neugebauer schon als Schüler. Mit Mitte dreißig, als er bereits seiner Tätigkeit als Lehrer nachging, ließ er einige der alten Gedichte auf eigene Kosten drucken. Damit hielt Neugebauer "die Sache für abgehakt".
Als er durch eine Erkrankung aber "aus allem rausfiel", wie er sagt, begann seine Beschäftigung mit Lyrik erneut. Nun gehört das Schreiben zu seinem Alltag. Ermutigt durch den Zuspruch von Freunden und Bekannten wandte sich Neugebauer im vergangenen Jahr an den Alkyon Verlag, um die Werke veröffentlichen zu lassen. "Ich wollte einfach bloß mal wissen, wie das ankommt", begründet Neugebauer diesen Schritt.
Hier eine kleine Kostprobe, ein Gedicht mit dem Titel "Baby, I'm gonna leave you".
Fort nur
von dir fort
singt es mir aus
dem Meer entgegen
dem zärtlichen Rund deines Kusses zum Trotz
an einsamer Küste erwacht
find ich nur Reste von dünnem
gebrochenem Gras
in meinem Rucksack
der aber immer noch duftet
nach dir
INFO
Jörg Neugebauer: Über den Zeppelinen. Gedichte.
Herausgegeben von Rudolf Stirn; Alkyon Verlag,Weissach i.T.;
8,90 EURO