Von unserem Redaktionsmitglied
Roland Mayer
"Über den Zeppelinen" ist ein schmaler, aber inhaltsträchtiger Lyrikband übertitelt, der den in Neu-Ulm wohnenden Jörg Neugebauer als gleichermaßen reflexionsgeladenen wie sinnlich inspirierten Verspoeten ausweist, der seinen Bogen der Empfindungen von Hölderlin bis Bob Dylan spannt.
Das Luftschiff als Königssymbol der Lüfte, das Freiräume freigibt, aber auch Verletzbares markiert: So lässt der 1949 in Braunschweig geborene, in Ulm aufgewachsene Autor, der nach dem Abitur Geschichte und Philosophie studiert hat, im letzten seiner 51 Gedichte, etwas rätselhaft verästelt, einen Sturzflug "über/dem sinkenden Zeppelin" anklingen". Wogegen im Titelgedicht Neugebauers Höhenblick "Über den Zeppelinen" den Schulterschluss mit der Mythologie unternimmt.
Die griechische Sagenwelt, die über die Renaissance die deutschen Klassiker bis Hölderlin und Hegel beeinflusst hat, spielt auch in diesen behutsamen, prosalyrischen Poems eine unepigonenhafte Rolle. Der französische Symbolist Paul Verlaine oder der deutsche Expressionist Gottfried Benn bieten als Titel genügend Stoff für Bekenntnisse und milieuhaftes Nachzeichnen. Nostalgische Blicke auf den Spielplatz oder auf den alten Chuck Berry, die bleiben keinesfalls in Melancholie stecken. Jörg Neugebauer, der dem Alltag schon mal Sinnlichkeit abgewinnen kann, steht darüber.
info "Über den Zeppelinen", 68 Seiten, Alkyon Verlag, Weissach im Tal, 8,90 Euro. Info-Tel.: 07191/310333